Übersicht
Schwierigkeitsgrad: 5+
Die Luft war klar und dünn, als wir uns zum Fuße der Kühlschrank E (Süd) aufmachten. Die steile Felswand ragte empor, ein Zeugnis der rohen Kraft der Natur. Unser Ziel: „Alpinist“, eine legendäre 5+, die eine echte Nerven- und Geschicklichkeitsprobe versprach. Allein der Name der Route flüsterte Geschichten von Entschlossenheit und Ausgesetztheit.
Die erste Seillänge fühlte sich wie ein Aufwärmen an, ein Tanz auf festem Fels, bei dem wir unseren Rhythmus fanden. Doch bald zeigte sich der wahre Charakter des „Alpinisten“. Die Schlüsselstelle der 5+ kam mit einem ausgesetzten Quergang, der feine Fußplatzierungen auf polierten Slopern erforderte und zu einer flachen, technischen Rinne führte. Meine Finger suchten Halt an kleinen, scharfen Kanten, und meine Füße rieben sich unsicher auf dem glatten Fels. Die Ausgesetztheit war immens, die Welt fiel unter meinen abgenutzten Kletterschuhen ab. Jede Bewegung war bewusst, jeder Atemzug kontrolliert, das einzige Geräusch das sanfte Rascheln des Seils durch die Karabiner und der ferne Ruf eines Bergvogels.
Als ich höher stieg, weitete sich der Blick – ein Panorama rauer Gipfel und riesiger Täler, die sich bis zum Horizont erstreckten. Es gab Momente des reinen Flusses, in denen Hände und Füße instinktiv agierten, und Momente des intensiven Kampfes, in denen ich tief graben musste, dem Reibungswiderstand und meiner eigenen Kraft vertrauend. Das Erreichen des Standplatzes nach dem, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, aber wahrscheinlich nur ein paar intensive Stunden waren, brachte eine Welle tiefer Erleichterung und aufregender Erfüllung mit sich. Beim Blick zurück auf die Route, den Weg sehend, den wir gerade erklommen hatten, wurde der „Alpinist“ seinem Namen wirklich gerecht – ein anspruchsvoller, lohnender Aufstieg, der einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ.