Fingertod

Die Anreise zu den Gletscherseeplatten beginnt stets mit einem Gefühl der Erwartung. Ein klarer Morgen, die Luft dünn und rein, trägt das ferne Rauschen von Gletscherschmelzwasser, während wir uns den imposanten Granitplatten nähern. Unser Ziel: 'Fingertod', eine berüchtigte Präzisionsroute im Grad 6-. Ihr Name ist Versprechen und Warnung zugleich.

Von Beginn an fordert die Route zarte Fußarbeit auf den glatten Platten, ein Warm-up für die eigentliche Herausforderung. Der Crux kommt mitten in der Seillänge – ein steiler, unnachgiebiger Abschnitt mit winzigen Leisten und flachen Löchern. Jeder Zug ist ein kalkuliertes Risiko, jedes Fingerpolster schreit vor Protest, während man sein Gewicht auf unwahrscheinliche Kanten legt. Der Fokus ist absolut, die Welt verengt sich auf Fels und Griff.

Beim Erreichen des Standes ist der Pump in den Unterarmen intensiv, doch die Aussicht ist grenzenlos – ein Panorama schroffer Gipfel und des schimmernden Gletschersees darunter. Das Gefühl, eine solch technische und treffend benannte Route bezwungen zu haben, ist immens. Ein schneller Abseiler bringt uns zurück zum Einstieg, die Echos unseres Aufstiegs klingen nach, ein Zeugnis eines wahrhaft unvergesslichen Tages am Fels.

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