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Schwierigkeitsgrad: 8+/9-

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Seillänge: 50m

Menschenmonstermut. Der Name selbst war ein Flüstern aus Furcht und Sehnsucht, der durch die stillen, doch imposanten Gutensteiner Alpen hallte. Es war nicht nur eine Route; es war eine hoch aufragende Kalksteinschildwache, deren vom Wetter und der Zeit gezeichnete Wand jeden, der es wagte, sie herauszufordern, herabzublicken schien. Tagelang hatte ihr zerklüftetes Profil meine Gedanken beherrscht, ein Test reinen Mutes, eingerahmt von dichten Kiefernwäldern und sanften Hügeln.

Die Luft war in der Morgendämmerung frisch und trug den Duft von Kiefern und feuchter Erde. Ein dünner Nebel hing an den höheren Graten und verstärkte die Mystik des Aufstiegs. Meine Finger fanden den kalten, unnachgiebigen Kalkstein, rau und doch überraschend griffig. Jede Bewegung war bewusst, ein Gespräch zwischen Fleisch und Stein, ein langsamer Tanz nach oben. Der Abschnitt 'Monsterschlund' machte seinem Namen alle Ehre – ein überhängender Riss, der meinen Unterarmen jede Unze Kraft und einen tiefen Brunnen mentaler Stärke abverlangte. Schweiß brannte in meinen Augen, meine Waden schrien vor Anstrengung, doch der 'Mensch'-Teil des Namens hallte wider; es war ein Zeugnis ausdauernden Geistes gegen einen immensen, stillen Gegner.

Unter mir entfalteten sich die Gutensteiner Alpen in einem atemberaubenden Panorama aus grünen Tälern und fernen, schimmernden Dörfern, eine lebendige Erinnerung an die Welt, die ich für einen Moment verlassen hatte. Der Wind flüsterte alte Geheimnisse an meinen Ohren vorbei, und der ferne Schrei eines Habichts war das einzige Geräusch, das die intensive Konzentration des Aufstiegs unterbrach. Endlich der letzte Zug. Ein Kraxeln über die Gipfelkante. Die Welt weitete sich, still und unermesslich.

Erschöpfung mischte sich mit reinem, unverfälschtem Triumph. Menschenmonstermut – es war nicht nur ein bezwungener Fels; es war eine Reise in die Tiefen menschlicher Entschlossenheit, geschmiedet gegen die unnachgiebige Stärke der Natur, die eine unauslöschliche Spur der Leistung im Herzen der Gutensteiner Alpen hinterließ.

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