Zorro

Die Villgrater Berge, ein wirklich wilder und atemberaubender Winkel Osttirols, lockten uns an. Unser Ziel: 'Zorro', eine beeindruckende 8+-Route, die sich unter den lokalen Kletterern einen berüchtigten Ruf erworben hatte. Der Zustieg zum Einstieg war schon ein Abenteuer für sich, er schlängelte sich durch uralte Lärchenwälder, die Luft war klar und vom Geruch der Kiefern durchdrungen. Die steile Felswand, anfangs ein entferntes Grau, wurde mit jedem Schritt imposanter, ihre dunklen Spuren deuteten auf die bevorstehende Herausforderung hin.

Zorro wird seinem Ruf gerecht. Schon von den ersten Zügen an verlangt sie absolute Präzision, Kraft und unerschütterliche Entschlossenheit. Jeder Griff scheint von der Natur akribisch geformt zu sein, um deine Grenzen zu testen. Der erste Knackpunkt erforderte eine feine Fußarbeit auf winzigen Leisten, gefolgt von einer kraftvollen, dynamischen Sequenz über einen ausladenden Überhang. Die Finger brannten, die Unterarme schmerzten, und der mentale Kampf war so intensiv wie der physische – Zweifel bekämpfen, sich auf die nächste mikroskopische Leiste konzentrieren, durch den Pump atmen.

Die Exposition war berauschend, mit dem Talboden, der sich weit unter uns ausbreitete, ein Flickenteppich aus grünen Wiesen und entfernten Bauernhöfen. Den Anker zu erreichen und die Kette zu klippen, war eine überwältigende Mischung aus Erleichterung und purer Euphorie. Der Panoramablick von oben – zerklüftete Gipfel, die den Himmel durchbohrten, die Stille nur vom Wind unterbrochen – war einfach atemberaubend. Der Abstieg, obwohl ermüdend, war erfüllt von der stillen Zufriedenheit eines hart erkämpften Sieges. Zorro zu klettern bedeutet nicht nur, den Gipfel zu erreichen; es ist ein Erlebnis, das deine Grenzen testet und dich mit unvergleichlicher Schönheit und einem tiefen Gefühl der Erfüllung in einer wahrhaft majestätischen alpinen Umgebung belohnt.

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