Shorty

Das Karwendelgebirge, eine majestätische Kulisse aus schroffem Kalkstein, lockte uns an einem knackigen Herbsttag an. Unser Ziel: 'Shorty', eine berüchtigte Route im Schwierigkeitsgrad 6+, bekannt für ihre Kürze und doch intensive Herausforderung.

Der Zustieg schlängelte sich über Geröllhänge und durch lichte Kiefernwälder und bot dabei immer atemberaubendere Ausblicke auf das darunterliegende Tal. Als wir uns am Einstieg vorbereiteten, thronte die beeindruckende, leicht überhängende Wand von 'Shorty' über uns, ihr Ruf eilte ihr voraus.

Vom ersten Meter an machte 'Shorty' seinem Grad alle Ehre. Die anfängliche Plattenpassage erforderte präzises Gleichgewicht und sorgfältige Fußarbeit, bevor sie schnell in eine vertikalere, kraftvolle Abfolge von Zügen überging. Winzige Leisten und heikle Reibungstritte waren an der Tagesordnung. Die Schlüsselstelle, eine anhaltende Sequenz durch einen kompakten Wulst, verlangte vollen Einsatz und eine starke Körpermitte. Jeder Zug war ein Rätsel, das ein feines Zusammenspiel aus Kraft und Finesse erforderte. Das Adrenalin schoss ein, aber Konzentration war oberstes Gebot, jeder Atemzug gemessen, jeder Griff sorgfältig gewählt.

Schließlich, als wir auf dem sonnenverwöhnten Plateau am Gipfel ankamen, überkam uns ein tiefes Gefühl der Erfüllung. Die Panoramaaussicht auf die umliegenden Gipfel war eine unvergessliche Belohnung. Nach einem schnellen Abseiler zurück genossen wir den erfolgreichen Aufstieg und planten bereits unser nächstes Abenteuer in diesem unglaublichen alpinen Spielplatz. 'Shorty' ist zweifellos ein wahrer Karwendel-Klassiker – kurz, aber unvergesslich.

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