Übersicht
Schwierigkeitsgrad: 6+
Die 'Rechte Prosset-Wand' wirft immer einen langen, imposanten Schatten, doch nirgends mehr als bei der Betrachtung des berüchtigten 'Dagan Holocaust' (6+). Dies ist nicht nur eine Route; es ist eine tiefgreifende Prüfung der mentalen Stärke, ein Tanz mit der Exposition auf einer Leinwand aus unverzeihendem Fels.
Von Anfang an erforderte die Route Präzision. Die ersten Seillängen, obwohl scheinbar 'Aufwärmer' im 5. Grad, zeigten schnell die Glätte des Gesteins und die subtile Tücke seiner Griffe. Jeder Zug musste wohlüberlegt sein, jeder Tritt exakt, da der Fels wenig Großzügigkeit bot. Die wahre Herausforderung begann um die dritte Seillänge herum, wo der Grad '6+' seinem Ruf wirklich gerecht wurde. Eine steile, leicht überhängende Wand mit spärlichen, technischen Griffen ragte über uns auf, die Schlüsselstelle der Kletterei.
Dieses Teilstück zu durchsteigen, war ein Kampf der Willenskraft. Meine Finger schrien auf mikroskopischen Leisten, meine Füße suchten verzweifelt Halt auf polierten Reibungsstellen, und der weite Sturzraum über der letzten Sicherung fühlte sich immens an. Es war ein Moment, in dem die Entschlossenheit die Zweifel überwog, wo der einzige Weg nach oben führte. Die Exposition verstärkte sich mit jedem gewonnenen Meter, die Welt breitete sich unter uns in einem schwindelerregenden Panorama aus, das uns sowohl inspirierte als auch an unsere prekäre Lage erinnerte. Die Luft wurde dünner, und der Wind flüsterte uralte Geschichten durch die Risse.
Den Gipfel zu erreichen, war eine Welle der Erleichterung und des Triumphs. Die Stille, nur durch unser schweres Atmen unterbrochen, war tiefgreifend. Als wir auf die schwindelerregende Linie unseres Aufstiegs zurückblickten, stand der 'Dagan Holocaust' als Zeugnis der Ausdauer und des menschlichen Geistes, Grenzen zu überschreiten. Der Abstieg, eine Reihe vorsichtiger Abseilfahrten, war eine nüchterne Erinnerung daran, dass der Berg erst bezwungen ist, wenn man sicher auf festem Boden steht. Zurück am Wandfuß, während die Sonne unter den Horizont sank, hallten die Echos des Aufstiegs tief in uns nach. Es war mehr als nur eine Kletterei; es war eine ins Gedächtnis eingeätzte Erfahrung, eine demütigende Begegnung mit der rohen Kraft der Natur und den Grenzen des eigenen Willens.