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Die Dämmerungskälte hing noch in der Luft, als wir den Zustieg zum Roháček begannen, einem markanten, doch oft übersehenen Gipfel in der Hohen Tatra. Bald darauf tauchte die 'Východní stěna' – die Ostwand – auf und fing die ersten goldenen Sonnenstrahlen ein, eine wahrlich imposante Granitherausforderung. Wir peilten eine ihrer klassischen Linien an, eine Route, die mit einem soliden UIAA V bewertet ist und für ihre anhaltend technische Kletterei und Exposition bekannt ist. Die ersten Seillängen waren ein Vergnügen, eine Mischung aus soliden Rissen und Reibungsplatten, die auf dem griffigen Fels Vertrauen aufbauten. Dann kam die Schlüsselstelle: eine heikle Traverse über eine glatte, steile Platte, gefolgt von einem kraftvollen Reiberzug in einer flachen Verschneidung. Jeder Muskel spannte sich an, die Ausgesetztheit unter unseren Füßen war atemberaubend, doch der Fels hielt treu und bot unseren Fingerspitzen und Kletterschuhen gerade genug Halt. Weiter oben ließ die Steigung etwas nach, aber die Aussicht öffnete sich dramatisch, ein atemberaubendes Panorama der umliegenden Tatra, das sich bis zum Horizont erstreckte. Den kleinen, windgepeitschten Gipfel des Roháček zu erreichen, war ein Moment reiner Hochgefühle, eine stille Wertschätzung für die Anstrengung und die unglaubliche Landschaft. Wir genossen den kurzen Triumph, bevor wir mit dem Abstieg begannen – eine Reihe vorsichtiger Abseilfahrten durch eine weniger steile Rinne an der Südseite, gefolgt von einem unkomplizierten, aber langen Abstiegspfad zurück ins Tal. Als die letzten Sonnenstrahlen die Gipfel in Orange- und Purpurtönen malten, wanderten wir zum Auto zurück, müde, aber zutiefst zufrieden. Die Východní stěna hatte eine unvergessliche und lohnende Kletterei geboten, ein wahres Tatra-Abenteuer.

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