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Übersicht

Schwierigkeitsgrad: 7

Der vor Sonnenaufgang klingelnde Wecker durchbrach die Stille, ein vertrautes Vorspiel zu einem weiteren Abenteuer im Toten Gebirge. Das heutige Ziel: „Schief und schwer“, eine Mehrseillängenroute des 7. Grades, berüchtigt dafür, ihrem Namen gerecht zu werden. Der Zustieg, eine knackige Morgenwanderung durch taufrische Almwiesen, bot erste Blicke auf die imposanten Kalksteinwände, die uns bald auf die Probe stellen sollten.

Am Einstieg das Material sortierend, war die Luft kühl und voller Erwartung. Schon von der ersten Seillänge an zeigte „Schief und schwer“ seinen Charakter. Es ging nicht nur um Schwierigkeit; es war die *Art und Weise*, wie es schwierig war – lange, anhaltende Abschnitte subtil überhängenden Gesteins, die präzise Fußarbeit auf winzigen Leisten und kräftige Züge an spärlichen Griffen erforderten. Der „schiefe“ Aspekt zeigte sich in einer Reihe diagonaler Traversen über glatte Platten, die unerschütterliches Gleichgewicht und Entschlossenheit verlangten, oft mit schwindelerregendem Abgrund unter uns.

Die Schlüsselstellen waren unerbittlich, jede Bewegung ein Rätsel, das unter Druck gelöst werden musste. Es gab Abschnitte, wo der einzige Weg vorwärts ein unbequemer, hoher Übertritt oder ein verzweifeltes Crimpen an einer speckigen Schuppe zu sein schien. Meine Unterarme schrien, aber die Konzentration war absolut – den Rhythmus finden, der Reibung vertrauen, die Sicherungen effizient platzieren. Die ruhige Sicherung meines Kletterpartners und ermutigende Rufe waren ein ständiger Anker.

Auf halber Höhe eröffnete eine besonders exponierte Traverse atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden „Toten Berge“ – ein karges, wunderschönes Panorama aus zerklüfteten Gipfeln und tiefen Tälern, das die Anstrengung zutiefst lohnenswert machte. Das Gefühl, hunderte Meter hoch in der Luft zu hängen, ein winziger Punkt vor der Weite, war sowohl demütigend als auch berauschend.

Schließlich, als wir den sonnenverwöhnten Gipfelgrat erreichten, überflutete uns eine Welle der Erleichterung und des Triumphs. Die Aussicht war grenzenlos, die Luft klar und frisch. Wir genossen den Moment, die rohe Schönheit des Toten Gebirges, die sich bis zum Horizont erstreckte. Der Abstieg, eine Reihe sorgfältiger Abseilmanöver, ermöglichte es, über die herausfordernde, aber unglaublich lohnende Reise nachzudenken. „Schief und schwer“ hatte uns gefordert, uns auf die Probe gestellt und letztendlich ein unvergessliches alpines Klettererlebnis in einer der spektakulärsten Gebirgsketten Österreichs beschert.

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